Öffentlicher Raum, ein Theater
Pamphlet #13, nach dem debatten_gelage am 21.7.2003
 

 

+++ inszenieren ist gestalten +++ inszenieren ist steuern +++ Inszenierung - alles Lüge? +++  inszenieren, um Spontaneität zu erreichen

 

Der Vergleich von öffentlichem Raum und Theater hat in der Stadtforschung eine lange Tradition und spiegelt sich in der Verwendung von Begriffen wie Akteur, Publikum, Kulisse, oder Kostüm wieder.

Unsere Debatte, angestachelt durch die Anwesenheit der Theater-Expertin und -Praktikerin Steffi, drehte sich vor allem um den Begriff der Inszenierung.

Wird man ODER wann und wo ODER immer wird man ODER man sich selbst im öffentlichen Raum inszeniert? Der Begriff der Inszenierung scheint deshalb so interessant zu sein, da er genauso schwierig oder unmöglich zu definieren ist, wie der Begriff des öffentlichen Raums – zwei echte Herausforderungen. Dabei haben wir dieses Problem weniger bravourös gelöst als das der Definition eines „guten“ Events. Immerhin.

 

Thesen und Definitionsversuche

Inszenieren = gestalten

Wenn eine Person Bilder hat, sich verwirklichen will, fängt die Person an, sich zu inszenieren. Sich sein Leben auf eine bestimmte Art und Weise zu gestalten, heißt, es zu inszenieren. In dem inszenierten Rahmen kann aber wieder Spontanes passieren. (These Steffi)

Selbst-Inszenierung
ist Basis vieler Lebensstile. Wer die Wohnung verlässt, inszeniert sich, aber auch die Wohnung ist bereits zum Objekt der Inszenierung geworden. Die Leute suchen das, was sie im kleinen tun auch im großen, Schaulaufen.

Alles ist immer und überall inszeniert
Der öffentliche Raum, d.h. die Menschen und/oder das Gebaute, sind immer inszeniert.

Wenn die Welt immer mehr ein Theater wird, ist das ein Problem. (Ben)

 

Inszenieren = steuern

Inszenieren: bewusste Entscheidung im Theater zu sein
nicht Manipulieren: zum eigenen Vorteil, mit Ziel, Zweck, berechnend
nicht gesteuert, willenlos
Inszenierung, mit (welcher) Absicht?

 

Inszenierung - alles Lüge?

Inszenieren ist verbunden mit Macht
Wer inszeniert, wer ist der Dirigent?
Die Gemeinschaft braucht die Inszenierung als Kitt, als Gemeinschaftserlebnis
oder: Gemeinschaftserlebnisse als Inszenierung bringen keinen Kitt.
Inszenierung kann Teilgesellschaften nicht zusammenhalten
oder: Verschiedene Teilöffentlichkeiten zusammenhalten ist Aufgabe der Inszenierung.
Cool ist es, wenn`s spontan passiert
Interaktiv an Veranstaltung teilnehmen

 

Inszenieren, um Spontaneität zu erreichen

Insel der Spontaneität umgeben von Inszenierung
Ereignis als solches ist nichts wert
Ein Ereignis ist gut, wenn es Kommunikation erzeugt. Die Qualität des Effekts der Inszenierung ist wichtiger als Qualität der Inszenierung selbst.
Anonymes Kino Open-Air versus kommunikationsgerichtete Inszenierung.
Das in Bezug auf die Gesellschaft optimale Ereignis kann man nicht inszenieren. (Stefan)

Agnes Förster