Stadtluft macht frei
Pamphlet #3, nach dem debatten_gelage am 27.1.2003
 

 

+++ private und öffentliche Zustände: der Städter hat die Wahl +++ privat und öffentlich bedingen sich gegenseitig +++ öffentlicher Raum als Wert (!) +++ Qualitäten des „guten“ öffentlichen Raums (?) +++

 

Ausgehend von der vorangegangenen Diskussion über öffentlichen Raum und Mobilitätsraum (Pamphlete Nr. 1 und 2) und der berichteten persönlichen Erlebnisse im öffentlichen Raum konnten wir folgende Thesen formulieren (chronologisch sortiert):

Zunächst seien die Grundthesen eines unserer Kollegen namens Bahrdt, dem Nestor der Diskussion Öffentlichkeit - Privatheit – Urbanität vorangestellt:

Urbanität entsteht 1. durch Polarisierung zwischen öffentlicher und privater Sphäre und 2. durch Begegnung (distanzierte Interaktion) mit dem Fremden.

1. (Thomas)
Die Öffentlichkeit wünscht gar keine Kommunikation im ÖR.

2. (Tillmann)
Wer Öffentlichkeit sucht, geht nicht in einen öffentlichen Raum, sondern in eine öffentliche Veranstaltung.

3. (Benjamin)
Gesellschaftlicher Zusammenhang - individueller Zusammenhang. Der Private braucht private und öffentliche Zustände.

4. (Hr. Czisch)
Privates braucht Öffentlichkeit und: Privatheit als Funktion der Öffentlichkeit. Privat besetzter ÖR führt zu Kollisionen. Jeder urbane Raum ist öffentlich, aber nicht jeder öffentliche Raum ist urban!

5. (Benjamin)
Ausgehend von dem Satz „Stadtluft macht frei“: In der Stadt kann man sowohl privat sein, als auch in die Öffentlichkeit gehen.

6. (Hr. Czisch)
Extrovertiertheit / Öffentlichkeit ist ein europäisches Phänomen

7. (Hr. Czisch)
Ein öffentliches Thema ist im öffentlichen Raum optimal platziert.

8. Abgrenzung

9. (Benjamin)
Der ÖR muss zu einer Kategorie, d.h. zu einem Wert gemacht werden!

Die Thesen konnten im Laufe des Abends nicht eingehend debattiert werden. Ebenso bleiben folgende Fragen vorerst unbeantwortet:

(Benjamin) Ist ein Straßenfest eine negative oder eine positiv zu wertende Inbesitznahme öffentlichen Raums? Schafft es oder verhindert es Öffentlichkeit?

(Benjamin) Wo ist die Grenze zwischen Nachbarschaftsveranstaltungen und „echt“ öffentlichen Veranstaltungen?

(Stefan) Administrative versus qualitative Abgrenzung des ÖR: Ist eine Verkehrsinsel ÖR? Sind es die 5 Höfe? Wie gehen wir mit diesen Grundsatzdefinitionen um? Was ist „guter“ öffentlicher Raum?

Jeder einzelne Punkt könnte in den nächsten Monaten eingehend und spannend diskutiert werden...

Wie in der Tagesordnung  zu diesem debatten_gelage vorgesehen, schwenkten wir aus aktuellem Anlass im Anschluss an diese Grundsatzdebatte über in Richtung der Frage Politik – Demonstration - öffentlicher Raum. Gründungsmitglied Benjamin hatte eine eindrucksvolle Sammlung von Zeitungsartikeln zur NATO-Sicherheitskonferenz 2001 dabei, als politische Meinungsäußerung im ÖR verboten worden war. Er wies auch darauf hin, dass in der Lothringerstraße zur Zeit ein Kunstprojekt zu diesem Thema stattfindet.

Stefan Zöller