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Salz in der Suppe +++ was macht den öffentlichen Raum
schmackhaft?
+++ „offene“ oder „definierte“ Räume +++ Bank, Baum,
Brunnen +++ eine gemeinsame Suppenschüssel +++ ein Raum für
jede Zielgruppe +++
Salz
in der Suppe
Über
die Suppenschüssel und die einzelnen Karotten, Kartoffeln und
anderen Bestandteile haben wir diesmal weniger geredet (siehe
Pamphlet Nr. 6, Benjamin David). Weniger ein intelektueller
Kochkurs als ein Exkurs über die Unterschiede von Meersalz,
Jodsalz, Himalayasalz, Es ging über „offene“ und
„definierte“ Räume, über Zielgruppen und deren
Sichtweisen, Ansprüche und Wünsche an den öffentlichen Raum
– wenn man so will ist das Salz in der Suppe....
Gefahr,
Aneignung, Besetzung?
Ein
einfaches Beispiel: Es wird Frühling, die Sonne scheint,
Kinder spielen auf der Straße Fußball, Kästchenhüpfen,
tanzen und tollen, lachen und schreien.
Wie
ist das zu bewerten? In jedem Einzelfall anders? Mal gut, mal
schlecht, mal gefährlich? Aus jedem Blickwinkel anders?
Aneignung, Besetzung, Inszenierung? Oder haben sogar alle auf
ihre weise recht? Wovon hängt die Bewertung dieser Frage ab?
Von Erziehung, Sozialisierung, Gesellschaft, dem Hintergrund
jedes einzelnen Betrachters?
Zugegeben,
das Beispiel hat einige Schwächen, natürlich ist es gefährlich
auf dem Mittleren Ring Fußball zu spielen, aber in der Zone
30 vor seinem Haus ein paar Bälle zu kicken, wo eh nur alle
vier Stunden ein Auto vorbeirollt, da scheiden sich schon die
Geister.
Qualität,
aber welche?
Kann
man den öffentlichen Raum über seine Qualitäten definieren?
Dabei müßte man sicherlich die unterschiedlichen Zielgruppen
betrachten. Für wen/welche Situation plant man öffentlichen
Raum mit welchen Qualitäten? Freie Zugänglichkeit kann des
einen Freud und des anderen Leid sein. Besteht da nicht die
Gefahr, dass zu viele Gruppen nicht berücksichtigt werden?
Die, die sich schwer artikulieren können oder keinen Einfluß
auf die Politik nehmen (kein Wahlrecht, kein Geld ...).
Fragt
man „die Bürger“, was sie wollen, so werden meist die
drei 3 B’s genannt:
Doch
auf der Bank liegen die Penner, also werden sie gar nicht
gebaut, der Brunnen ist zu teuer, und so bleibt meist nur ein
Baum....
Ist
die Schüssel egal?
Zurück
zum Kochkurs: ist der Raum, die bauliche Gestaltung und die Häuserfronten,
die Silhouette, die Fassaden, die Kulisse ja die Umgebung
(Suppenschüssel) egal? Ist das einzige was zählt das
Individuum? Wie einzelne Personen den Raum wahrnehmen, sehen,
empfinden interpretieren? Sucht sich also jeder „seinen“
öffentlichen (Aufenthalts-) Raum und ist der Raum dann noch
der Spiegel der Gesellschaft? Muß jeder Raum also nur auf
eine Zielgruppe zugeschnitten sein bzw. jeder eignet sich
seinen eigenen Raum an und deshalb ist die Planung obsolet?
Offener
Raum oder definierter Raum?
In
der aktuellen Stadtplanungsdiskussion gibt es beide Strategien
und beide finden sich auch in kürzlich umgestalteten Plätzen
wider (Georg-Freundorfer-Platz und Rindermarkt s.u.). In
offenen Räumen ist alles möglich, sie sind nutzungs- und
ergebnisoffen. Doch hängt das mit der „Hilflosigkeit“ der
Planung zusammen? Kein Mensch weiß, wie die überplanten
Gebiete angenommen werden, deshalb läßt man möglichst viel
Freiraum? Oder gar mit der fatalen Situation der städtischen
Finanzen?
Beispiele
aus München
Ein
Beispiel für einen offenen Raum ist der umgestaltete
Rindermarkt. Dieser ist laut Baureferat zu einem neuen
Startplatz, der großzügig und urban in der Art einer
italienischen Piazza, umgestaltet worden. OB Ude betont, dass
gerade kein idyllischer Einödhof mit Geranien entstehen
sollte (vgl. SZ 3./5.12.02).
Wie
könnte es weitergehen?
Alles
klar wie Kloßbrühe? Ich denke die letzten beiden debatten
haben gezeigt, dass wir erst am Anfang der Diskussion stehen
und die Suppe noch lange nicht ausgelöffelt haben. Zu klären
ist noch die Boullion Frage (siehe Pamphlet Nr. 6), also der
Diskurs über den öffentlichen Raum und welchen Einfluß er
auf die Individuen und ihre Haltung zum öffentlichen Raum
hat, zum anderen die Frage des Einflusses der Schüssel.
Kleine
Notizen am Rande:
Josephsplatz:
am Wochenende verwandelt sie der Münchner Josephsplatz zum
Treffpunkt der Russen. Wer mal seine Sprachkenntnisse
erweitern will, oder nur für ein paar Augenblicke Moskau,
kann da mal vorbeischauen.
Buchhandlung
in der Rumfordstr./Baaderstr. bietet monatliche Exkursionen in
verschiedene Stadtviertel an. Schaufensterspruch „die Stadt
muß gelesen werden wie ein Satz“
Exkursion
der urbanauten in das Stadtmuseum zur Geschichte der Stadt,
historische Bilder, das neue Holzmodell von München, 3D -
Darstellung von München aus verschiedenen Jahrhunderten
Uli
Schröppel
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